Bücher

Gespenster wie wir (Roman, 2024)

Mit einem Besuch beim Grab der Eltern im Ruhrgebiet fängt es an: nach langer Schaffenspause nimmt der in Polen lebende deutsche Filmregisseur Albert Simon die Arbeit an seinem dritten Spielfilm auf, der den alchemistischen Titel „Transmutation“ tragen soll und die Flucht der Mutter aus der Nähe von Danzig ins Ruhrgebiet beinhaltet. Bei der Umsetzung des Projekts wird der 44-jährige Regisseur aber nicht nur mit den Dunkelheiten der eigenen Familiengeschichte konfrontiert, sondern auch mit äußerem Widerstand. Wird es Albert Simon gelingen, seinem künstlerischen Anspruch treu zu bleiben? Am Ende zeigt sich zwischen Duisburg, Warschau und Mariupol, dass weder der Krieg in Europa vorbei ist, noch andere Gespenster der Vergangenheit ruhen, solange die das Unheil prägenden Ideologien existieren. Dass dennoch eine Verwandlung geschieht, bewirken Zufall, Freiheit und Liebe.

„’Gespenster wie wir‘ von Stefan Meetschen ist ein Flüchtlingsroman. Eine Flüchtlingsgeschichte bis ins nächste Glied! Seine Struktur erinnert an eine filmische Erzählweise: in anschaulich-situativen Bildern und Sequenzen zwischen drinnen und draußen, zwischen Natur und Domestikation, zwischen Innen- und Außensicht wird chronologisch ein Stück Lebenslauf belichtet, dessen Spuren aus der Vergangenheit hervorgeholt werden. Dies ist eine großartige Leistung. Nur nach vorn können wir im Fall des Films nicht schauen. Das ist ebenso großartig.“ (Jörg Mihan, langjähriger Theaterdramaturg, u.a. Berliner Ensemble, theater89)

„Stefan Meetschens Roman ‚Gespenster wie wir‘ ist ein wunderbares Stück zeitgenössischer Literatur, ein männlicher Roman – spannend, lebensprall, die Erlebensstränge sehr gut miteinander verknüpft. Die Frauen allesamt verführerisch.“ (Dr. hab. Uwe Wolff, Kulturwissenschaftler und Autor)

„Stefan Meetschen entfacht den Glutkern der Literatur: die Kraft der Verwandlung. Sein Albert Simon erlöst Camus‘ Menschen aus der Revolte durch die Kraft der Transmutation.“ (Dr. Ute Cohen, Kulturjournalistin)

„Vom Ruhrgebiet an die Kriegsfront und ins Kino. Stefan Meetschens ‚Gespenster wie wir‘ ist ein berührender Roman. Sehr, sehr empfehlenswert.“ (Werner Boschmann, Verleger und Ruhrgebiets-Experte)

„Stefan Meetschen hat mit ‚Gespenster wie wir‘ einen packenden europäischen Gegenwartsroman in Kurzform geschrieben: Ein deutscher Filmregisseur namens Albert Simon aus dem Ruhrgebiet, der die Fluchtgeschichte seiner Familie aufarbeiten will, gerät Mitte der 2010er Jahre in die ideologischen Verstrickungen der Gegenwart.
Meetschen erzählt dies nüchtern und mit psychologisch geschickt eingesetzten Dialogen ohne Schnörkel.
Besonders der Plot-Twist mit dem abgekokelten LGBTQ-Denkmal in Warschau ist wundervoll. Der Protagonist, eine Art katholischer Existenzialist, der mit einem unbewältigten Vaterkonflikt ringt, muss erkennen, dass ein Appeasement mit postmodernen Ideologen nicht möglich ist. Auch die Parallelhandlung mit der Ehefrau geht unter die Haut. Sie hat fast die Hellsichtigkeit von Updikes ‚Ehepaaren‘ und die Schärfe von Phillip Roth. Lesenswerter Stoff!“ (Matthias Matussek, Publizist und Schriftsteller)

„Stefan Meetschen legt mit ‚Gespenster wie wir‘ einen Roman vor, der den Leser in seinen Bann zieht: Ein europäisches Roadmovie mit metaphysischem Horizont – unterwegs auf der Strecke Duisburg, Warschau, Mariupol.“ (Stefan Ahrens, Die Tagespost, 16. August 2024)

„Mit ‚Gespenster wie wir‘ hat Stefan Meetschen einen Roman vorgelegt, den man nicht wieder aus der Hand legen mag. (…) Den Weg des Protagonisten mitzugehen, weckt auch Erinnerungen an die eigenen Gespenster, wie sie aussehen und wo sie wohnen könnten. Die Brücke Duisburg, Warschau, Mariupol ist eine Brücke, wie sie in unseren Tagen nicht aktueller sein kann und wie sie andersherum historischer kaum sein könnte. Das Buch ist ein spannender Lesegenuss von der ersten bis zur letzten Seite.“ (Peter Winnemöller, Disputata, 8. September 2024)

„Die Gespenster, die der Roman im Titel führt, nehmen auf verschiedene Weise Gestalt an: Mal geht es um das Unausgesprochene in der Familiengeschichte, mal um die Wunden des letzten großen Krieges und die Vorboten neuer militärischer Konflikte. Die unheilbringenden Ideologien, die Feinde der individuellen Freiheit und Entfaltung – so könnte man den Roman auch lesen – sind nicht tot, sie verbreiten bis heute Hass und Gewalt.

Das alles ist ein großer, komplexer, packender Stoff, mit Vor- und Rückblicken, mit verschränkten Zeitebenen und, immer wieder, mit der minutiösen, sinnlichen Vertiefung in den Augenblick, in eine einzige konkrete Begegnung, einen Zufall, ein Zusammentreffen. Doch da ist noch etwas. Verwoben in die Erzählung vom Regisseur und der vielen Widrigkeiten ausgelieferten Spielfilmproduktion ist eine Liebesgeschichte. Albert, unglücklich verheiratet und seiner Frau längst fremd geworden, verliebt sich in die junge Polin Daria. Es ist ein überraschend zarter Erzählfaden inmitten eines turbulenten, manchmal chaotischen, durchweg politischen Geschehens. Aus diesem Erzählfaden, aus dieser unerwarteten Liebe erwächst für Albert Simon die innere und äußere Befreiung: Liebe verwandelt, Liebe setzt ungeahnte Kräfte frei, Liebe kann auch aus den seelischen Verstrickungen einer komplizierten Familiengeschichte und einer gescheiterten Ehe befreien und Neues erschaffen.“ (Markus Günther, Ruhrbarone, 27. September 2024)

Guten Tag (Roman, 2009)

Alexander Berger, Chefredakteur der großen deutschen Boulevard-Zeitung „Guten Tag“, hat beruflich alles erreicht, was er sich erhofft hat. Er wartet nur noch auf einen Anschlag von Osama Bin Laden in Deutschland, um erneut ein spektakuläres Ereignis journalistisch aufarbeiten zu können. Für seine Tochter, seine Frau und seine kranke Mutter hat er keine Zeit.

Doch plötzlich erlebt Alexander Berger einen etwas anderen Einschlag: Seine ganze berufliche und private Existenz wird umgekrempelt. Mobbing, Intrigen, Fehler, unsichtbare Mächte und die Mächtigen in der Gesellschaft scheinen sich gegen ihn verschworen zu haben. Einziger Lichtblick: Die polnische Praktikantin Dorota, die erst kurz in der Chefredaktion arbeitet und eigentlich Zahnärztin werden möchte. Wird Alexander Berger sie so leicht verführen können wie die vielen anderen Praktikantinnen vor ihr? Aber warum hat sich Dorota, die Zahnmedizin studiert hat, ausgerechnet beim „Guten Tag“ beworben? Was für eine Geschichte verbindet sie und ihre Familie mit dem Leben von Alexander Berger? Ist es Zufall, dass ein Foto aus seiner Vergangenheit jetzt auftaucht, wo all seine Sicherheiten einstürzen? 

„Es ist – wie schon im ersten Roman von Stefan Meetschen (‚Requiem für einen Freund’) – ein Geheimnis, das die Geschichte spannend macht, zudem sind die Passagen aus dem „Heiligsten“ einer Groß-Redaktion köstlich zu lesen. Hier wird Gesellschafts- und Medienkritik mit leichter Hand trefflich skizziert.“ (Jörg Mihan, Theater 89)

„Stefan Meetschen erzeugt in ‚Guten Tag‘ ein gelungenes Bild von den Verhältnissen und Stimmungen in einer Großredaktion. Dass dies mit großer Leichtigkeit und einem zumeist lakonischen Grundton geschieht, macht die Lektüre des Textes zu einem kurzweiligen Vergnügen. Was den Text ausmacht, ist die Beiläufigkeit der Geschehnisse. Ehe man sich versieht, lernt man etwas über die Menschen im Medienbetrieb (auch wenn es sich hierbei nicht um den Hörfunk, sondern um die Presse dreht) und deren Abhängigkeiten – untereinander und von der Welt, die sie eigentlich so neutral wie möglich beschreiben und einordnen sollten. Ein bisschen schlauer und abgeklärter als vor der Lektüre lässt sich die unweigerliche, rasante Abwärtsspirale der Ereignisse und der gewaltige Showdown dieser seltsam heiter-düsteren Geschichte ertragen.“ (Thomas Völkner, Radio Journal 5/2009)

„Dorota, die polnische Praktikantin, die seit wenigen Tagen in der Chefredaktion arbeitet, eigentlich aber Zahnärztin werden möchte. Berger hat ein Auge auf sie geworfen. Noch ahnt er nicht, das gerade sie es ist, die ihn mit sich selbst konfrontiert. Mit der Vergangenheit, und mit dem Moment der Wahrheit, ‚in dem sich der Kurs unseres weiteren Lebens entscheidet‘, wie sie ihm sagt. Metaphysik, christliche Verantwortung – inmitten all der journalistischen Hektik und Oberflächlichkeit eröffnet sich plötzlich und vorsichtig eine neue Perspektive. Diese subtile philosophische Denkweise des Autors schafft Spannung und macht neugierig. Das Beste: Meetschens süffisante Feder steht hier ganz im Gegensatz zur Pechsträhne Bergers. Das ist eine Stärke des Romans. Es ist, als wollte der Autor dazu aufrufen, auch in schwierigen Zeiten den Mut nicht zu verlieren, sondern selbst dann noch mit Gelassenheit und innerer Freiheit durchs Leben zu gehen. Dann gelingt Meetschen ein überraschender Schluss: Die wenigen Personen, um die es am Schluss noch geht, setzt er ganz neu zusammen, sodass sie ein völlig neues Bild ergeben: Tränen und Trauer haben auf einen Weg gewiesen, der den Blick frei macht für eine Zukunft voller Leben. Das ist Tiefsinn mit Charme. Wirklich lesenswert.“ (Dorothea Treder, Die Tagespost, 12. November 2009)

Requiem für einen Freund (Roman, 2004)

Berlin, Anfang der 2000er Jahre: Agnes, eine junge Frau, die in Berlin Schauspiel studiert, plant mit ihrer Mutter im Herbst eine Reise nach Rom. Doch so einfach ist der Weg dorthin nicht. Schon am Anfang des Romans, als im U-Bahntunnel eine technische Panne passiert, wird deutlich, dass die Protagonistin lernen muss, dass nicht nur das Sichtbare in ihrem Leben eine Bedeutung hat. Die Handlung, die aus verschiedenen ‚Tupfern‘ besteht, scheint eingewoben zu sein in ein unsichtbares metaphysisches Netz, das manche Personen verbindet und andere trennt. So steht alles miteinander in Beziehung, jede Begegnung besitzt einen tieferen Sinn. Dabei dient Berlin als spannende, zeichenhafte Kulisse, in der Sozialismus und Postmoderne zu etwas völlig Neuem verschmelzen. Gerade der geheimnisvolle Antek aus Polen gewinnt für das Leben von Agnes eine wichtige Bedeutung. Doch auch andere Figuren, wie ein Fotograf oder ein Fensterputzer, sind Träger eines Schicksals, das über die Gefahren des Alltags hinauszugeht.

„Wenn das Spiel und die Täuschung, das Leben und die Bühne, allzu eng zusammenrücken, wird alles in der Welt zum Zeichen. Personen und Ereignisse werden Teil eines Puzzles, dessen Bild schon längst vorgezeichnet ist. Stefan Meetschen hat in seinem Roman Fragmente einer Wirklichkeit gesammelt, die sich beim Lesen zu einem Ganzen verdichten. Der klare nüchterne Stil des Romans wirkt keineswegs trocken – hat Meetschen wie Balzac zur täglichen Einübung Gerichtsprotokolle gelesen? Der Ausdruck latenter Spannung schärft vielmehr das Profil der Personen und hinterlässt nach dem Lesen das Gefühl einer magischen Realität, der kein Ereignis und niemand verloren geht, trotz aller Gefahren und Geheimnisse des Alltags.“ (Dr. Alexander Riebel, Die Tagespost, 8. Mai 2004)

„Neuland betritt Stefan Meetschen (35) jetzt als Romanautor. Der zuletzt in Berlin lebende Journalist hat mit „Requiem für einen Freund“ sein erstes Buch vorgelegt. Den elementaren Fragen ans Leben, auf die es natürlich keine Antworten gibt, geht Stefan Meetschen nach, indem er verschiedene Menschenschicksale in der Großstadt Berlin miteinander verknüpft. Das Netzwerk der Seelen wird an einigen wenigen Novembertagen geknüpft. Die Jahreszeit passt zur melancholischen Stimmung mit tragikomischen Momenten. Sie passt zur Handlung. Und sie passt zum Lesen.“ (Fritz Schubert, Rheinische Post, 31. August 2004)