Junge Bauern düsen auf ihren Traktoren wie Formel 1-Fahrer über die Wege. Junge, lächelnde Mütter transportieren ihre Kleinen mit Lastenfahrrädern durch das hügelige Grün – doch die heimlichen Stars des Allgäus sind die Tiere, die ebenfalls meinen Weg säumen: Katzen, Hunde, Kühe, Esel und Pferde. Begleitet von einem unsichtbaren Gezwitscher-Orchester. Nur ab und an deuten majestätisch in der Höhe gleitende Bussarde wie Dirigenten an, wer für das Klangkonzert verantwortlich sein könnte. Oder sich zumindest so fühlt.
Begegnen mir einzelne Wanderer oder Radrennfahrer grüßen wir uns ungezwungen. „Hallo.“ Alles scheint hier leicht zu sein. Schwerelos. Sogar die Kapellen und Wegkreuze, an denen ich gelegentlich vorbeikomme, wirken naturverbunden. Wie universelle Wegmarken eines demütigen Vertrauens, in das man sich in allen Weltgegenden und Kulturen einüben kann – wenn man möchte.
Gestern war der Himmel ein weites, unendliches Blau. Heute ist er milchig. Die Sonne brennt sich nicht mehr so tief in die Haut ein. Das ist angenehm.
„Es ist ein besonderer Kraftort“, sagte die Frau, die mit ihrem Mann das Café leitet, in dem Literatur, Film und Religion harmonisch zu verschmelzen scheinen. Sie selbst schreibt Romane, Biographien. Doch wer schreibt hier wirklich? Wer gestaltet die Leben, die Familienlinien? Ich weiß es nicht. Mir genügen Himmel und Erde, Menschen und Tiere, Stille und Klänge. Freiheit und Raum.
Dabei, so kommt es mir vor, steht die Zeit hier nicht still. Sie existiert einfach nicht.
Text: mee ©
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