Teil I.
Wie beglückend, die Kunst von Jerzy Nowosielski zu entdecken, dessen Exponate gegenwärtig in einer Ausstellung im Warschauer Königsschloß zu sehen sind.
Nowosielski, der am 7. Januar 1923 in Krakau zur Welt kam und am 21. Februar 2011 starb, ging es in seinen Bildern nicht darum, lediglich die Realität zu beschreiben, sondern die Realität hinter der Realität zu enthüllen: Metaphysik.
Dabei bediente sich der Maler bestimmter Formen der Ikonographie und wendete sie bei der Darstellung von modernen Porträts und Szenen an. Sein bevorzugtes Sujet: Frauen. Mal als Musikerinnen oder Schwimmerinnen am Strand, mal nackt oder als klassisches Denkmal.
Nowosielski war sich der mystischen Erotik seiner Werke, die von Experten als „eschatologischer Realismus“ bezeichnet wurden, durchaus bewusst. Sexualität war für ihn Sünde und Heiligkeit zugleich. Die Gaben des Lebens werden dem Menschen im Laufe des Älterwerdens sukzessive genommen, bedauerte der Maler und empfand dies als „diabolisch“. Mit seinen Frauengestalten wollte er diesen dunklen Aspekt der Realität überwinden. Sich die Hoffnung bewahren.
Nowosielski, der zum orthodoxen Glauben konvertierte, malte auch Ikonen für Kirchen, denen es jedoch an der Spannung der „säkularen“ Werke mangelt – aus meiner Sicht.
Teil II.
Auch in der Nationalen Kunstgalerie „Zachęta“ in Warschau sind derzeit die Werke von Jerzy Nowosielski zu bewundern: Landschaften – Körper – Abstraktion – Ikone. Dazu Zitate von ihm auf Polnisch/ Englisch.
Eine Offenbarung.
Text: mee ©
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